Montag, 21. Januar 2008
ein gleiches (1)

 

Der Wahrheiten müde loben wir wieder die Gärten
verlegen uns auf Mädchen und suchen Leute auf
die wir mögen
(Nicolas Born, 1966)

Ein Gleiches
– für C. –

So sind wir einmal gegangen:
Du vorweg in Deiner Welt die ganz Stadt war
Und ich als Sammler Deiner Spuren

Jede einzelne hab ich aus dem Laub gelesen
Eifersüchtig jede Taube aufgescheucht die
Schamlos darin pickte /
    Längst hab ich Dich erkannt im Wechsel
    Bild der Schrift / Deine Konturen im
    Säurebad
               Nicht immer war Herbst
Aber immer war dieser Fluss an dem wir
Mit oder gegen das Wasser parlierten

Wenn wir dann saßen und ich meinen Blick ange
Kettet hatte im Himmel im Wort im Nebel
im Fluss im nächstbesten Baum

Hattest Du mit Deinen Worten bereits
Die ferne Stadt ganz und gar durchmessen
Wissend: dass sie nur Dir gehörte /
    Dein Blatt Papier: die camera obscura
    Zur Hand stets den Bleier gespitzt / am Ohr im
    Strumpfband im Hintern nach Laune
                               Und ich unfähig (was
Du ja wusstest) Deinen Blick nachzuahmen zum
Abschied von der Provinz meines Worts

Doch such ich noch heute Spuren in unserm
Gemeinsam begangenen Weg und weiß:

Die Deinen werde ich sicher erkennen —

 

Das Gedicht entstand im November 2001 und wurde, allerdings in einer früheren Version, in der Zeitschrift »Konzepte« erstveröffentlicht. Die hier wiedergegebene endgültige Fassung erschien etwas später im »Dichtungsring«.

Über mein Verhältnis zu Nicolas Born habe ich hier und da bereits ein paar Zeilen fallen lassen; C., dem das Gedicht gewidmet ist, ist derselbe wie im vorangegangenen Eintrag. Mehr über die Entstehung des Gedichtes hier.

 

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